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KI und Ethik: Mensch, Maschine, Moral

Am 6. November 2024 fand an der Alten Kantonsschule Aarau das 6. kantonale Religionsforum zum Thema «Mensch, Maschine, Moral – Ethik und Künstliche Intelligenz» statt. Über 100 Maturandinnen und Maturanden des Ergänzungsfachs Religionslehre sowie des Freifachs Religionen, Kulturen, Ethik nahmen an diesem spannenden Projekthalbtag teil.

Gastredner Prof. Dr. Peter Kirchschläger, Ethikprofessor an der Universität Luzern, führte die Zuhörenden in die komplexen ethischen Fragen ein, die moderne Datenbasierte Systeme (DS) – oft irreführend als «Künstliche Intelligenz» bezeichnet – aufwerfen. Kirchschläger erklärte, warum er den Begriff «Künstliche Intelligenz» ablehnt und stattdessen «Datenbasierte Systeme» bevorzugt: Während Maschinen in bestimmten Bereichen wie der Datenverarbeitung und logischen Ableitungen hervorragend arbeiten, fehlt ihnen jegliche emotionale und soziale Intelligenz.

Anhand anschaulicher Beispiele machte Kirchschläger deutlich, dass Maschinen keine ethischen Entscheidungen treffen können. Ein selbstfahrendes Auto braucht klare, vorgegebene Anweisungen wie «Fahre von Berlin nach Aarau und überfahre keine Menschen», ohne selbst das Konzept von ethisch «gut» oder «schlecht» zu verstehen. Für Kirchschläger liegt es daher in der Verantwortung der Menschen, ethische Prinzipien als Regeln für die Nutzung und Entwicklung solcher Systeme festzulegen. Er schlägt die Menschenrechte als Referenzrahmen vor.

Kirchschläger betonte, dass Datenbasierte Systeme bereits heute teils gegen Menschenrechte verstossen, etwa durch den Missbrauch persönlicher Daten in sozialen Medien oder durch manipulative Algorithmen, die politische Entscheidungen beeinflussen können. Seine Vision: eine Internationale Agentur für Datenbasierte Systeme (IDA), angesiedelt bei der UNO, die solche Risiken überwachen und ethische Standards durchsetzen könnte.

Kirchschläger wies darauf hin, dass DS weltweit Arbeitsplätze reduzieren werden, da sie zunehmend menschliche Arbeitskräfte in verschiedenen Bereichen ersetzen sollen – oft im Interesse von Kosteneinsparungen. Er sprach sich daher für ein bedingungsloses Grundeinkommen aus, das Menschen verpflichten würde, sich gesellschaftlich zu engagieren, etwa in der Betreuung von Kindern, der Pflege älterer Menschen oder in anderen wichtigen sozialen Aufgabenbereichen.

In der anschliessenden, lebhaften Diskussion wurden rechtliche und moralische Fragen aufgeworfen. Es wurde deutlich, dass solche Systeme zwar viele technische Fortschritte ermöglichen, gleichzeitig aber auch ethische Herausforderungen und gesellschaftliche Verantwortung mit sich bringen.

 
Kantonsschule Wettingen
Klosterstrasse 11
5430 Wettingen
T +41 56 437 24 00
kanti-wettingen@ag.ch
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