Mündliche Matur in Russisch bereits halb bestanden

Ja, es hat allen gemundet, was die Schüler*innen des Freifachs Russisch (4. Klasse) zuhause als kulinarische Klausur zubereitet hatten. Selbst der Gourmet-Juror aus Frankreich hatte daran nichts auszusetzen und bedauerte es schwer, seinem Brotverdienst nachgehen zu müssen. Auch von Nachbartischen äugelten neidische Blicke herüber.

Mit der russischen Esskultur kamen die Schüler*innen bereits während der Reise nach Sankt-Petersburg in Kontakt, diesmal ging es darum, selber die Hand an den Teig zu legen. Zugegeben, zeitlich lag dieses Gelage im Riverside etwas ungünstig, denn bei der russisch-orthodoxen Kirche ist nun das Fasten angesagt – 40 Tage lang vor Ostern, das dieses Jahr in Russland besonders spät, erst am 1. Mai, gefeiert wird. Immerhin war dieses Fest durch den typischen Kulitschkuchen vertreten (dass der Kuchen nicht so richtig typisch aufgehen und seine Normhöhe von mind. 15 cm erreichen wollte, dürfte gemäss dem russischen Aberglauben daran liegen, dass der Teig mit der linken Hand gerührt und Putins Name an dem Tag mehr als fünfmal am Fernsehen erwähnt wurde).

Weiter auf der Speisekarte: russischer Salat (der in Russland Salat Olivier heisst, nach dem französischen Koch Lucien Olivier, der ihn 1860 in seinem Moskauer Restaurant Ermitage kreiert hatte), Borschtsch (eigentlich eine ukrainische Spezialität, wobei diese Nuance in gewissen Teilen des Landes leider keine Rolle mehr spielt), Frikadellen (auf russisch heissen sie eigentlich Koteletts), Pelmeni und Piroggen mit diversen Füllungen, Kürbisgratin, Watruschki (in anderen Teilen Osteuropas als Kolatsch bekannt), selbst gemachter Kwass.

Russisch essen gehört hin und wieder zum Programm des Freifachkurses und soll die Schüler*innen für all die Deklination- und Konjugation-Mühen, die sie in den letzten 2 Jahren auf sich genommen haben, belohnen. Der sprachliche Teil dieser Reifeprüfung folgt noch: man kann auch ein Kochrezept wie ein Gedicht auswendig lernen und rezitieren ...